Ergebnisse
Während der ersten Projektphase, konzentrierte sich die Arbeit der Gruppe "Wasser" auf die Entwicklung wissenschaftlicher Methoden, Modelle und Instrument zur Untersuchung und Überwachung des hydrologischen Systems sowie der Umsetzung einer Wassereinsparungsstrategie. In diesem Sinne beziehen sich Produkte und Auswirkungen auf:
- Die Entwicklung von neuen und die Anpassung bestehender Methoden
- Die Umsetzung und Verbreitung dieser Methoden
- Die Beurteilung wichtiger Input-Daten
- Die Ergebnisse von Modellierungen als Grundlage für Entscheidungsprozesse
- Den Transfer von erlangtem Wissen und Methoden an relevante chinesische Partner und Verantwortliche (“Entwicklung von Humankapital”).
Wissenschaftliche Auswirkungen werden vor allem im Wissenstransfer und der Erweiterung der Fachkompetenzen in lokalen wissenschaftlichen Arbeitsgruppen, verantwortlichen Experten und Entscheidungsträgern gesehen. Mit dem Beginn des dritten Teilprojekts wird sich der Fokus deutlich in Richtung der praktischen Nutzung der Daten und Modellen durch interessierte Parteien aus der Politik und Wirtschaft verschieben. Die erreichten wissenschaftlichen und technologischen Ergebnisse liefern dafür die unabdingbare Grundlage.
Bestimmung des hydrologischen Zustandes der Region
Im Subprojekt „Remote sensing of the hydrological state“ wurden Methoden zur Erfassung und Charakterisierung des hydrologischen Zustandes auf der Grundlage mehrerer Feldkampagnen weiterentwickelt, insbesondere die robuste Bestimmung des Bodenwassergehalts auf der Feldskala mit Hilfe von Georadar (Ground-Penetrating Radar, GPR).
Kürzlich, im Frühjahr 2010, wurde im Rahmen einer Feldkampagne nordöstlich des Stadtzentrums von Urumqi die Anwendbarkeit von Georadar zur Beobachtung von oberflächennahem Bodenwassergehalt und dessen saisonalen Veränderungen auf mehreren Sites in einer Halbwüstengegend erfolgreich demonstriert. Während dieser ersten Feldkampagne in Kooperation mit dem XIEG (März / April 2010) wurden verschiedene Messorte untersucht (siehe Karte des Untersuchungsgebiets). Eine erste Messreihe wurde durchgeführt, die Ergebnisse und andere verfügbare Daten werden nun von den beteiligten Instituten gemeinsam ausgewertet. An den in der Halbwüste gelegenen Messorten die saisonalen Veränderungen im Rahmen der Schneeschmelze und deren Einfluss auf den oberflächennahen Bodenwassergehalt mit GPR studiert.
|
Übersichtskarte der Messorte, an denen im Frühjahr 2010 im Rahmen einer Feldkampagne die Verteilung des oberflächennahen Bodenwassergehalts u.a. mittels Georadar und gravimetrischen Methoden bestimmt wurde. Das Untersuchungsgebiet befindet sich ca. 50 km nordöstlich des Stadtzentrums von Urumqi. Kartenquelle: google earth; Bearbeitung: P. Klenk. |
Ein Beispiel einer solchen multitemporalen Messreihe wird im nächsten Bild gezeigt. Die hier zu sehenden drei Radargramme, die zu verschiedenen Zeitpunkten entlang desselben über eine Düne führenden Messprofils aufgenommen wurden, verdeutlichen die sich verändernden Bedingungen, insbesondere die Schneeschmelze und die folgende Abtrocknung des oberflächennahen Bodens. Auch strukturelle Eigenschaften des Untergrundes werden sichtbar. Um die im Rahmen des Projektes durchzuführenden kontinuierlichen GPR-Messungen zu ermöglichen, haben die chinesischen Partner des XIEG inzwischen ein eigenes GPR-Antennensystem erworben. Auf Grundlage einer Serie zielgerichteter Workshops und Vorlesungen durch Patrick Klenk im Frühjahr 2010 wurde dieses System im Rahmen der hier beschriebenen ersten Feldkampagne der RECAST Urumqi Wassergruppe in Betrieb genommen.
Datenakquise und hydrologische Modellierung
- Zusammenstellung genereller Information und Input-Daten für das deskriptive hydrologische Modell (Hydrologie, Boden, Geologie, Vegetation, Wasserverbrauch und -qualität, Wasserressourcen und ihre Verteilung) in Zusammenarbeit mit WU Yunyun (Wasserbüro Urumqi)
- Haushaltsbefragung in Midong (durchgeführt durch die "Abfall"-Gruppe und die Projektpartner am IUWA und XJAEPS): Vorbereitung der Fragen zu Wasserverbrauch, Abwasser und Wassernutzungseffizienz, vorläufige Auswertung der Ergebnisse. Im Bezug auf Wasser sind die grundlegenden Geräte in den meisten Haushalten vorhanden (Toilette, Waschbecken, Dusche, Waschmaschine), nur sehr wenige verfügen über eine eigene Badewanne oder Spülmaschine. Die Verschmutzung des Trinkwassers wird von mehr als 40% der Befragten als ernst bzw. sehr ernst betrachtet (nur 14% der befragten Bewohner geben an, dass die Qualität des Leitungswassers gut oder sehr gut ist), allgemeine Wasser- oder Flussverschmutzung jedoch weniger > die Bewohner sind sich der schwierigen Versorgungssituation und der Probleme bewusst, jedoch vor allem auf ihren eigenen Verbrauch bezogen. Trinkwasserverschmutzung wird in den Gebieten Yuanyi und Hongqiao als weniger schlimm erachtet, dort wird die Verbesserung der Situation auch als weniger notwendig gesehen > unterschiedliche Bedingungen in verschiedenen Gebieten innerhalb eines Distrikts. Fast 25% der Befragten gaben an, dass ihr Wasserverbrauch in den letzten Jahren gestiegen ist > potentiell Probleme bei der Versorgung bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum!
- Landnutzungs- und Vegetationsklassifikation: Auswertung von Satellitenbildern, Untersuchung der Vegetationsbedeckung und Landnutzungsklassifikationen zur Vorbereitung für die hydrologische Modellierung von Urumqi und Midong, um fehlende oder nicht verfügbare Daten zu ersetzen (s. Abb. unten links und Bachelor-Arbeit Brohmeyer 2011)
|
|
|
- Analyse von Klimatrends und Gletscherveränderungen in der Großregion Urumqi
- Multitemporale Detektion der Gletscherveränderung im östlichen Tian Shan (AR Xinjiang, China) im Kontext des Klimawandels Bachelor-Arbeit J. Fuchs 2011
- Auswertung der Temperatur- und Niederschlagsdaten von 15 Klimastationen im Umkreis von Urumqi (AR Xinjiang, China) Bachelor-Arbeit N. Barth 2011
- Hydrologische Modellierung für Urumqi:
- Studie zum urbanen hydrologischen System von Prof. Huifang JIANG: Black-BoxModellierung für die Wasserflüsse in Urumqi, Grundlage und Anknüpfungspunkt für die Modellierungen im Einzugsgebiet
- Vorläufige Abschätzung und Berechnung der Einzugsgebiete und Abflüsse (s. Abb. oben rechts)
- Design des Entscheidungsunterstützungssystems für das Wassermanagement entwickelt und an die verfügbaren Daten und spezifischen Bedürfnisse der Benutzer angepasst
Mögliche Umsetzungprojekte und Zusammenarbeit mit den anderen Arbeitsgruppen
- Bericht zur Hedong Kläranlage und zur Nutzung geklärter Abwässer für die Bewässerung (DAAD-Stipendiat Dr. Ping CHEN am Geographischen Institut)
- Bericht “LCA and possibilities for water management“, Zusammenfassung der Ergebnisse des gemeinsamen Workshops “Presentation and illustration of environmental management instruments (methods / tools)“ mit den Gruppen "Abfall" und "Energie"
- "Ein Ökoprofil der ZhongTai Chemical Company, Urumqi – Modellierung von Stoff- und Energieflüssen und Analyse des Potenzials zum Energie- und Rohressourcensparen" von Li NIU, ifeu GmbH (TG Energy): Analyse der Ergebnisse im Bezug auf Wasserverbrauch und mögliche Wiederverwendung
Capacity building - Erweiterung der Fachkompetenzen
Wie im Projektantrag formuliert, besteht eines der zentralen Ziele darin, unsere chinesischen Partner in der Anwendung der verwendeten Methoden, der Benutzung der eingesetzten Instrumente und der Analyse der erhobenen Daten auszubilden, um (i) Zugriff auf Daten zu erhalten, die von der deutschen Seite nicht direkt erhoben werden können, (ii) eine effektive Überwachung der Veränderungen im Untersuchungsgebiet zu sichern und (iii) eine weitergehende Verwendung der Methoden zu erreichen. In Bezug auf die hydrologische Modellierung und das damit verbundene Entscheidungsunterstützungssystem, beinhaltet dies Informations- und Trainingsworkshops für die verantwortlichen Entscheidungsträger. All diese Maßnahmen werden als Mittel angesehen (i) Vertrauen zwischen den Projektpartnern aufzubauen, (ii) gemeinsames Lernen zu ermöglichen sowie (iii) Aufmerksamkeit auf diesen Forschungs- und Anwendungsbereich zu lenken.
- Eine Vorlesungsreihe für Doktor- und Masterstudenten am XIEG über Methoden der angewandten Geophysik wurde im Frühjahr 2010 durchgeführt, mit speziellem Schwerpunkt auf die Erhebung und Analyse von Georadardaten sowie die Verwendung verwandterelektromagnetischen Methoden wie Time- Domain Reflectometry (TDR) zur Bestimmung des Bodenwassergehaltes.
- Im Rahmen der Feldkampagne im Frühjahr 2010 wurden die chinesischen Partner in der Verwendung ihrer neu erworbenen GPR Geräte geschult (s. Bild links)
- Dieser Schulungsprozess wird es den Partnern des XIEG ermöglichen auch unabhängig Daten zu erheben, weitere spannende Forschungsergebnisse sind zu erwarten.
- In der Folge der Feldkampagne sind die deutsche und die chinesische Seite im Moment dabei, die erhobenen Daten in regem Austausch gemeinsam auszuwerten und zu interpretieren. Dies vertieft die Fähigkeiten zur Datenanalyse aller beteiligten Partner.
- Ein ausgedehnter Forschungsaufenthalt von DAAD-Stipendiat Dr. Ping CHEN (XJAEPS) in Heidelberg wurde organisiert und unterstützt vom 10. Oktober 2009 bis zum 10. Januar 2010. Sein Forschungsinteresse galt vor allem dem Vergleich der Abwasserbehandlung und -standards in Deutschland und China.